Der leichte Alleskönner der EN-B Klasse
Mit dem Hiko P bringt Niviuk eine durchdachte, extrem leichte und erstaunlich leistungsfähige EN-B-Gleitschirm-Option auf den Markt, die sich vor allem an Hike & Fly Piloten richtet – aber nicht nur. Ich hatte die Gelegenheit, die Größe 26 mit einem Startgewicht von ca. 92 kg ausgiebig zu testen und war beeindruckt, wie viel Leistung und Flugspass dieser Schirm bietet, ohne dabei die Sicherheit und das einfache Handling eines Mid-B zu vernachlässigen. Der Erfolgreiche Test hat mich auch dazu veranlagt, meinen Epsilon DLS zu verkaufen und mit den Hiko P in dunkleblau zu bestellen.
Startverhalten – Leicht, zuverlässig, kontrolliert
Der Start mit dem Hiko P ist ein Kinderspiel. Selbst bei Nullwind steigt das Leichttuch sauber und ohne Überraschungen über den Piloten. Dank der superleichten 10D-Stoffe, die Niviuk auch in ihren High-End-Leichtschirmen wie dem Kode P oder Klimber 3 verwendet, genügt ein sanfter Zug an den A-Gurten – der Schirm steigt zentriert, ohne zu schiessen, und bleibt über dem Kopf stehen. Es hilft, wenn man nur die inneren A-Tragegurte verwendet und die äusserern separaten A-Tragegurte nicht verwendet. Bei stärkerem Wind sollte man allerdings wachsam sein: Der Hiko P ist so leicht, dass er sich mit der kleinsten Brise selbstständig machen kann. Es lohnt sich, hier eine saubere Cobra Starttechnik zu verwenden.
Handling – Wendig wie ein Miniwing, aber mit EN-B Komfort
Schon beim ersten Thermikkreis fällt auf: Der Hiko P ist aussergewöhnlich wendig. Die Steuerwege sind kurz, die Reaktion direkt und präzise. Selbst kleinste Inputs reichen aus, um den Schirm effizient in die Thermik zu führen. Dabei bleibt der Schirm stets ausgewogen und einfach zu kontrollieren – ideal für Piloten, die von einem A-Schirm aufsteigen wollen. Auch große Wingover sind mit etwas Gewichtsverlagerung problemlos machbar – das macht richtig Spass!
Die Bremsdruckcharakteristik ist typisch Niviuk: anfangs leicht, wird im unteren Bereich jedoch deutlich fester und gibt so eine gute Rückmeldung vor dem Strömungsabriss. Insgesamt ist das Handling sehr intuitiv und angenehm sportlich – fast schon wie bei einem Miniwing, aber mit deutlich mehr Komfort und Sicherheit. Die Steuerung über das Bridge-System an den B/C-Gurten funktioniert sehr leichtgänig und macht vorallem im Vollgas viel Spass und steigert deuchtlich die Effizienz. Kufen können sehr präzise und gut geflogen werden.

Leistung – Mehr als erwartet für ein Mid-B
Der Hiko zeigt P in Sachen Steigleistung, Gleitwinkel und Durchsetzungsvermögen in bewegter Luft eine beeindruckende Performance. Selbst am oberen Gewichtsbereich steigt der Schirm effizient, klettert sauber in Thermiken und gleitet ruhig und kontrolliert durch turbulente Luftmassen.Besonders auffällig: Kein unnötiges Nicken oder Rollen – das Feedback ist direkt, aber nicht nervös.
Beim Beschleunigen bringt der Hiko P rund +13 km/h über Trimmgeschwindigkeit bei 1500 m MSL. Die BC-Steuerung sowie das Gas sind dank hochwertiger Rollen angenehm leichtgängig. Besonders hervorzuheben ist das Bridge-System an den B/C-Gurten, das eine effektive Pitchkontrolle während des Beschleunigens erlaubt – allerdings sollte man unbedingt darauf achten, B und C gleichzeitig zu betätigen, um die Reflexeigenschaften nicht negativ zu beeinflussen.
Sicherheit & Stabilität – Für alle Bedingungen gerüstet
Der Hiko P fühlt sich in turbulenter Luft sehr homogen und zuverlässig an,. gibt aber auch sehr direkt Feddback an den Piloten. Die Lastverteilung auf den A-Leinen und ein gewisser Reflexanteil sorgen für hohe Klappstabilität, insbesondere im beschleunigten Flug. Grosse Einklapper oder unkontrollierbare Bewegungen konnte ich selbst in ruppigen Bedingungen nicht provozieren. Auch Ohrenanlegen ist effektiv und bleibt selbst mit Speedbar absolut stabil – kein Flattern, kein Aufklappen, einfach nur effizienter Sinkflug. Da der Hiko P sehr wendig ist, muss bei eingeklappten Ohren aber etwas geschaut werden, dass es einem nicht aufschaukelt.
Konstruktion & Packmass – Ultraleicht, ultrakompakt
Mit nur minimalen Verstärkungen (Nitinol-Stäbchen ausschließlich an der Eintrittskante) lässt sich der Hiko P extrem kompakt verpacken. In Kombination mit einem leichten Gurtzeug wie dem Arrow P bekommt man ein Hike & Fly Setup, das nicht nur superleicht, sondern auch erstaunlich leistungsfähig ist. Meine alte Ausrüstung hatte knapp in einem 70 Liter Rucksack platz. Den Hiko P mit dem Arrow P verstaue ich nun locker, inklusive Helm, Jacke, Handschuhe, Ersatzshirt und Essen im Expe Race mit 60l!
Einziger kleiner Nachteil: das dünne Tuch macht den Schirm empfindlich gegenüber Sand, scharfen Kanten und Küsteneinsätzen – hier sollte man besonders sorgfältig sein.
Fazit: Leicht, leistungsstark, spassig – und absolut empfehlenswert
Der Niviuk Hiko P überrascht und überzeugt auf ganzer Linie. Er bietet das perfekte Gleichgewicht zwischen Sicherheit, Leistung und Flugspass – in einem ultraleichten Paket. Für ambitionierte Hike & Fly Piloten oder Piloten, die von einem Low B Schirm aufsteigen möchten, ist er ein idealer Begleiter. Auch erfahrenere Piloten werden sich über das direkte Handling, die gute Gleitleistung und das einfache Startverhalten freuen – und wahrscheinlich, wie ich, mit einem Lächeln am Landeplatz ankommen.